Stochern im Nebel

Ich möchte zwischendurch mal mit einem Zitat aus einem meiner Lieblings-Fachbücher aufwarten. Dieses beiden Zitat-Absätze fassen in wenigen Worten die Unwegbarkeiten zusammen, denen auch ich in 30 Jahren Projekttätigkeit nicht selten ausgesetzt war.

Ungenaue Planung und Verfolgung des Projektes

Dürftig formulierte Anforderungen führen typischerweise zu falschen, häufig zu übertrieben optimistischen Schätzungen, da die im Projekt verborgene Komplexität nicht erkannt wurde. Die unvermeintliche Folge sind Termin- und Budgetüberschreitungen.

Das Planen eines Projektes, dessen Systemziele und Systemanforderungen nicht klar festgelegt sind, gleicht einem Stochern im Nebel. Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Überzeugung Projektleiter Zeit- und Kostenpläne erstellen und aktualisieren, obwohl ihnen die Sinnlosigkeit ihrer Tätigkeit eigentlich bewusst sein sollte.

Aus dem Buch „Requirements Engineering und -Management“
von Chris Rupp

Dazu eine Anmerkung von mir

Ich habe mich oft mit der Wahrnehmung konfrontiert gesehen, dass man doch angeblich viel zu viel Projektzeit für ein Projekt einplanen würde und alles daher viel zu teuer kalkuliert.

Wenn man dann auch noch als Unerfahrener auf Einschätzungen von Entwicklern hört, die einem erklären, dass alles vermutlich weniger aufwändig ist, gießt das noch mehr Öl in das „siehste-geht-doch-günstiger-Feuer“.

Wieso sagt nun der erfahrene Projektmanager, dass alles länger dauert und der Entwickler mehr oder weniger das Gegenteil?

Wenn man einen Entwickler mit schwammigen und/oder unvollständigen Formulierungen und Zielen brieft und eine Einschätzung erhält, ist diese dank unterschlagener oder unvollständiger Infos oft für’n Arsch.

Das ist dann die Phase 1 eines erfolgreichen Selbstbelügens in Projekten und einer der Gründe, warum weltweit so viele Projekte scheitern bzw. mindestens einmal weit über die Zeit- und Finanz-Stränge hinausschlagen.

Studie belegt: In 70% der Unternehmen scheitern IT-Projekte wegen unterschiedlicher Planungssichten

Die Phasen des Selbstbelügens werde ich bei Zeiten noch einmal genauer erörtern.

Der erfahrene Projektleiter hingegen hat schon Pferde kotzen sehen, vor der Apotheke.

Mein Provider: Internet-Explorer

Im Zuge des sukzessiven Versuches einer Klärung, warum der Kunde auch eine Woche nach DNS-Schwenk immer noch seine alte Website sieht, der Rest der Welt (getestet aus D-Land, USA, Thailand und Australien) jedoch die neue Seite sehen kann, und die Existenz eines Inhouse-Proxys wehement verneint wurde – ich bin mir sicher, keiner beim Kunden wusste, was ein Proxy ist – stellte ich die folgende Frage:

„Welchen Provider nutzen Sie denn?“

Die Antwort war kurz und ernst gemeint:
„Internet Explorer!“